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Commha Consulting berät Unternehmen bei Fragen rund um Change, Kommunikation und Zusammenarbeit – stets mit dem Fokus auf zwischenmenschliche Beziehungen. Wie sollten Führungskräfte mit ihrer Rolle umgehen? Die Geschäftsführerin des Breakout Session Partners „Leadership“ von The New Where im Interview.
Mein Name ist Jana Seifert und ich bin Geschäftsführerin bei Commha Consulting, einem Beratungshaus in Heidelberg.
Modernes Leadership bedeutet für mich zweierlei. Zum einen situationsbedingt führen zu können, das heißt, sich auf die aktuelle Situation einzustellen und seinen Führungsstil auch entsprechend adaptieren zu können. Andererseits die Arbeit am System. Als Führungskraft nicht so sehr zu versuchen, Menschen in bestimmte Strukturen hineinzuführen, sondern das System oder die Struktur, in der sie arbeiten, so zu gestalten, dass etwas entstehen kann, dass sie selbstverantwortlich arbeiten können, Freiraum haben und ihre Arbeit so gestalten können, wie sie es eben brauchen, um ihren Job gut machen zu können.
Jana Seifert ist Geschäftsführerin von Commha Consulting – einem Heidelberger Beratungshaus, das Unternehmen bei Fragen rund um Change, Kommunikation und Zusammenarbeit berät. Dabei fokussiert sich Commha Consulting stets auf zwischenmenschliche Beziehungen. Als Führungskraft kennt Jana die Rollenkonflikte des Leaderships zwischen Fach- und Sozialkompetenz, Team- und Individualbewertung. Sie weiß, wieso Leadership nicht immer eines von beidem ist und auf welche Skills es bei einer guten Führungskraft ankommt.
Ich glaube, dass die soziale Kompetenz heute im Vordergrund steht. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Als Führungskraft ist man irgendwann relativ weit weg vom operativen Geschäft. Dieses operative Geschäft wird weiterhin gemacht. Meine Expertise, die ich vor fünf Jahren in diesem Bereich hatte, wird allerdings veralten. Meine Mitarbeitenden werden in dem, was sie machen, besser, weil sie weiterhin dieser Art von Arbeit nachgehen. Ich bin jedoch als Führungskraft mit Mitarbeitergesprächen, der Zukunft und vielen anderen Themen beschäftigt. Das heißt, in dem, was ich ursprünglich mal gemacht habe, verliere ich eigentlich sukzessive meine Kompetenz und meine Expertise. Dann kann ich irgendwann fachlich gar nicht mehr so kompetent sein, wie das vielleicht meine eigenen Mitarbeiter sind. Das Problem, das dadurch wiederum entsteht, ist, dass ich vielleicht als Führungskraft auch gar nicht mehr so richtig beurteilen kann, ob das, was der Mitarbeitende mir sagt, so korrekt ist. Als Führungskraft brauche ich das Vertrauen in diese Beziehung, dass der Mitarbeitende besten Wissens und Gewissens und mit all seiner Kompetenz den richtigen Weg geht. Um dieses Vertrauen und diese Basis aufzubauen, brauche ich auch wieder Sozialkompetenz. Doch auch als Führungskraft kann ich Fachexpertise erwerben. Ich kann beispielsweise Experte darin sein, Teams aufzustellen, Teams zusammenzustellen, Teams in Arbeit zu bringen – also Strukturen aufzubauen, in denen dann ein Team arbeiten kann.
Konflikt ist nicht gleich Konflikt. Der erste wichtige Aspekt ist, dass der Konflikt zunächst auf den Tisch kommt. Das ist gar nicht so selbstverständlich, weil es natürlich sein kann, dass nur ein Teammitglied ein Problem hat und die anderen nicht. Dann muss der- oder diejenige das Recht haben, dieses Problem anzusprechen und das muss wiederum anerkannt werden. Und dann kommt es natürlich sehr stark darauf an, wo der Konflikt im Team liegt – ob er beispielsweise zwischen zwei Personen ist, die sich nicht einigen können, ob es im Team zwei Lager gibt, oder ob das gesamte Team oder einzelne Personen im Konflikt mit der Führungskraft stehen. Je nachdem, wie die Gemengelage ist, sind unterschiedliche Reaktionen angebracht. Wenn zwei Personen einen Konflikt haben, dann ist es immer sehr sinnvoll, zuerst zu versuchen, dass sie das Problem selbst lösen. Dabei ist ein unbeteiligter Dritter manchmal eine gute Wahl. Das ist in den wenigsten Fällen die Führungskraft, da sie oft Schwierigkeiten hat, den Positionen beider Personen neutral zu begegnen. Es gib also keine allgemeingültige Lösung, sondern es kommt darauf an, wie der Konflikt gelagert ist. Man kann einen Konflikt aber auch als Schatz begreifen, aus dem man etwas schöpfen kann. Ein sachlicher Konflikt kann als Chance dienen, etwas Neues zu erkennen.
Ich glaube, es braucht beides. Menschen wollen auch als einzelne Menschen gesehen und bewertet werden, wenn man das denn so nennen will. Natürlich sollen aber idealerweise Teamleistungen herausgestellt werden. Wir wollen alle eine starke Kooperationskultur in Unternehmen, in der Menschen zusammen an etwas arbeiten und auch daran gemessen werden, wie gut es ihnen gelingt, ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Momentan ist die zweite Collaboration Conference in Planung, die übrigens auch bei Design Offices in Heidelberg stattfindet. Gemeinsam mit meinen Kollegen konzipiere und plane ich diese gerade und starte das Marketing. Außerdem habe ich natürlich sehr viele Gespräche mit Mitarbeitenden. Auf Kundenseite betreue ich zum Beispiel gerade ein großes Unternehmen dabei, seine interne Kommunikationslandschaft neu aufzustellen. Das hat gar nichts mehr mit meiner Führungsrolle zu tun, sondern ist konkrete Arbeit mit dem Kunden. Und ich darf beim The New Where Festival in Hamburg dabei sein, was natürlich auch vorbereitet werden will.
Erstens: Wir haben alle genug in Jogginganzug vor dem Computer gesessen und es wird Zeit, dass wir wieder unter Menschen kommen. Zweitens: Impulse gehen oft von Menschen aus, denen man begegnet und die einen inspirieren. Da ist so ein Festival einfach ein toller Ort, eine tolle Gelegenheit, um in Kontakt zu kommen, mit Menschen die man vielleicht noch gar nicht kennt. Drittens: Man muss das ganze Thema New Work auch fühlen. Dafür ist es sehr hilfreich, wenn man sich mal in die Design Offices begibt, wo man auch mal ein Gefühl dafür bekommen kann, wie so eine neue Arbeitslandschaft aussieht. Das kann ich nicht auf dem Papier nachlesen, sondern das muss ich mal erfahren und erlebt haben.