Porträt Bild Raphael Gielgen, trendscout future work Vitra Design Offices

Räume für Aktion brauchen die richtigen Produkte

Welche Symbolkraft hat der Chefschreibtisch? Müssen Möbel für Homeoffice und Büro gleichermaßen einsetzbar sein? Raphael Gielgen ist Future of Work Trendscout bei Vitra und hat mit uns über Design, Ergonomie und das perfekte Match zwischen Vitra und Design Offices gesprochen.

Inhalt

  1. Charakter, Design und das perfekte Match
  2. Es geht immer weniger darum, im Büro Raum für sich zu beanspruchen. Aktuell arbeiten ohnehin viele Menschen im Homeoffice. Ist die Symbolkraft des Chefschreibtischs nun also endgültig vorbei?
  3. Damit sprichst du die moderne Einstellung von Vitra an, die sich auch deutlich in den Produkten widerspielgelt. Wo stammen die Innovationen und die Inspirationen dafür her?
  4. Es geht also gar nicht um kurzfristige Trends, sondern um langlebige Charaktermöbel?
  5. Welche Rolle spielen ergonomische Aspekte bei Vitra-Produkten?
  6. Was meinst du mit Aktionsergonomie?
  7. Stimmt, wir bieten da auch flexibelste Nutzungsmöglichkeiten an. Besonders deutlich sieht man das oft in unseren
  8. Passen die flexiblen Arbeitslandschaften von Design Offices deshalb so gut mit euren Produkten zusammen?
  9. Gibt es deiner Meinung nach Unterschiede in der Arbeitseinrichtung von Büros und Homeoffices?
  10. Sicher, da treten in Zukunft Themen wie Networking und Begegnungen stärker in den Fokus.
  11. Das spannt den Bogen natürlich sehr weit, aber da passt Design Offices gut rein.

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Welche Symbolkraft hat der Chefschreibtisch im Jahr 2021 noch? Müssen Möbel gleichermaßen für Homeoffice und Büro einsetzbar sein und damit einen flexibleren Charakter besitzen? Raphael Gielgen ist Future of Work Trendscout bei Vitra. Er ist viel auf Reisen und mit unterschiedlichsten Unternehmen weltweit vernetzt, immer auf der Suche nach aktuellen Themen jenseits von bekannten Herausforderungen wie Digitalisierung und Fachkräftemangel. Wir haben mit ihm gesprochen, um mehr über das Erfolgsgeheimnis der zeitlosen Möbel zu erfahren.

Charakter, Design und das perfekte Match

Es geht immer weniger darum, im Büro Raum für sich zu beanspruchen. Aktuell arbeiten ohnehin viele Menschen im Homeoffice. Ist die Symbolkraft des Chefschreibtischs nun also endgültig vorbei?

Ein guter Chef verfügt über Erfahrung. Und wo wenig Erfahrung vorhanden ist, prägt ihn vor allem der Charakter. Damit kann man einiges kompensieren. Aber weder Erfahrung noch Charakter nimmt man über einen Schreibtisch oder ein eigenes Büro wahr. Man erkennt diese Führungseigenschaften vor allem dann, wenn man diesen Menschen spürt, wenn er eine Präsenz hat. Und Präsenz hat eine Führungskraft dann, wenn sie in den Dialog mit ihren Mitarbeitern tritt.

Ich verstehe natürlich, dass hinter einem Schreibtisch oder einer S-Klasse als Firmenwagen eine gewisse Symbolik steht. Aber ich glaube, das löst sich auf. Wir sehen immer mehr moderne Manager, die nah bei ihren Teams sitzen – teilweise sogar gemeinsam im Open Space Office. Ich selbst kenne das gar nicht mehr anders. Bei Vitra haben wir seit einigen Jahren keine abgeschlossenen Räume mehr für Teamleads oder Manager. Die sitzen an einem großen Tisch mit ihren Teams.

Raphael Gielgen ist weltweit vernetzt und sammelt Informationen und Impulse von Unternehmen, um diese im so genannten „Work Panorama” zu visualisieren. Damit erstellt er einen anschaulichen Kontext, mit dem Kunden und Partner von Vitra eine perspektivische Zukunft erleben und die künftige Arbeitswelt, ihre Chancen und Herausforderungen verstehen.

Damit sprichst du die moderne Einstellung von Vitra an, die sich auch deutlich in den Produkten widerspielgelt. Wo stammen die Innovationen und die Inspirationen dafür her?

Der Kern von Vitra ist natürlich das Design. Das ist über Jahre entstanden, indem man sich mit Menschen unterschiedlicher Couleur umgeben hat. Das sind Menschen, bei denen sich Produktdesign oder ein Gefühl für Schönheit eingeprägt hat – Dinge, die Menschen berühren und die bedeutsam sind. Gleichzeitig eint alle Mitarbeiter eine Art Grammatik, die zu Vitra passt. Bei Vitra sind die Dinge nie trivial.

Das spielt uns vor allem in Sachen Langlebigkeit in die Hände. Wenn man ein Vitra-Produkt in sein Leben holt, verlässt es dieses nicht einfach so. Und wenn es aus deinem Leben geht, dann fügt es sich in das Leben eines anderen ein. Die ganze Organisation hat ein hohes Augenmerk darauf, was solche Produkte ausmacht. Das ist viel mehr als nur ein Detail, eine Fuge oder eine Naht. Zeitlosigkeit ist ein zu schwaches Wort dafür. Bei unseren Möbeln muss man fast schon von einem starken Charakter sprechen, der sich an unterschiedliche Zeiten oder Use Cases adaptiert.

Raphael Gielgen Design Offices

Nehmen wir mal den Standard Chair von Jean Prouvé: Ich habe diesen Stuhl schon bei Design Offices gesehen. Du findest ihn aber auch in Restaurants oder in der Küche einer Freundin von dir. Der steht aber auch einer Universität in Holland. Und der ist immer wieder in Büros zu finden. Und warum? Weil er es einfach kann. Das Produkt aus den 30er bzw. 50er Jahren ist in seiner Prägung so vielfältig, dass es auch wunderbar in die heutige Zeit passt.

Natürlich gibt es bei uns auch neue Impulse. Wenn man jetzt überlegt, was die größte Aufgabe unserer Zeit ist, landet man beim Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Dem kann sich keiner entziehen. Was bedeutet das für ein Produkt? Am besten wäre natürlich, dass es überhaupt nicht da ist, damit es keine Ressourcen verbraucht. Bei Vitra gehen wir das Thema ganzheitlich an, und das nicht erst seit letztem Jahr. Nachhaltigkeit ist kein Projekt oder Unternehmensziel, sondern steht für eine unternehmerische Haltung, die in jeder Tätigkeit Ausdruck findet. Sei es die Langlebigkeit der Produkte, die Wahl nachhaltiger Materialien, Transparenz in der Produktionskette, unser „net positive“ Footprint auf dem Vitra Campus oder der kürzlich eröffnete Circle Store in Offenbach.

Welche Rolle spielen ergonomische Aspekte bei Vitra-Produkten?

Das ist ein interessanter Punkt, den man am Beispiel des Stool-Tool von Konstantin Grcic gut nachvollziehen kann. Als das vor vier Jahren herauskam, haben sich viele Leute erstmal gedacht: „Das sieht ja aus wie ein umgedrehter Blumentopf!“ Aber da öffnet sich ein weites Spektrum in Sachen Ergonomie. Bei Vitra heißt das, dass die Produkte eine Art Körpersprache haben.

Design Offices Arena Meeting Konferenz

Unsere Produkte wollen ergonomisch vielfältige Aktionen ermöglichen. Den gleichen Eindruck habe ich übrigens auch, wenn ich an Design Offices denke. Menschen kommen zu euch, weil sie hier in Aktion kommen und etwas machen können, was sie woanders nicht machen können. Dieses Konzept braucht die richtigen Produkte, die ein weites Spektrum an Aktivitäten erlauben – Aktionsergonomie eben.

Was meinst du mit Aktionsergonomie?

Wir betrachten Ergonomie nicht mit dem Brennglas. Normalerweise sieht man einen Gegenstand und weiß, was man mit ihm tun kann. Aktionsergonomie zeichnet ein Produkt dann aus, wenn viele Leute noch viel mehr Dinge damit tun, als wir selber ursprünglich gedacht haben. Menschen machen etwas mit dem Produkt und machen es damit zu ihrem Produkt. Damit betrachten wir Ergonomie gar nicht aus einer streng medizinischen Perspektive, sondern aus einer ganzheitlichen Nutzerperspektive.

Raphael Gielgen Design Offices
Raphael Gielgen Design Offices
Raphael Gielgen Design Offices

Das kann im Kleinen wie im Großen stattfinden – mal bei einem einzelnen Accessoire und mal bei einem großen Möbelstück. Große Elemente können sogar zur Schaffung einer Art Mikroarchitektur genutzt werden, indem sie den Raum noch einmal zonieren.
Betrachtest du Ergonomie mit dem Brennglas, sagst du zum Beispiel, dass du den perfekten Drehstuhl bauen willst. Das ist für uns aber immer nur ein Teil. Wichtiger ist für uns die Vielfalt und Skalierbarkeit in der Ergonomie. Das ist im Prinzip genauso, wie ihr eure Räume denkt.

Stimmt, wir bieten da auch flexibelste Nutzungsmöglichkeiten an. Besonders deutlich sieht man das oft in unseren Meet & Move Rooms oder Work Labs.

Genau. Euer Work Lab ist zum Beispiel die größte Skalierung dieser Aktionsergonomie. Quasi eine räumliche Ergonomie.

Arena Konferenzfläche Design Offices
Work Lab Büro Design Offices
Design Offices Work Lab
Download Presse Work Lab 1 © Design Offices
Work Lab bei Design Offices
Work Lab bei Design Offices

Passen die flexiblen Arbeitslandschaften von Design Offices deshalb so gut mit euren Produkten zusammen?

It’s a Match, absolut. Aber das hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass eure Zusammenarbeit mit uns quasi seit der Stunde Null besteht. Impulsgeber war damals Steffen Bovenberg, der heute die Vitra Store-Gruppe leitet. Der hat damals auch Michael Schmutzer kennengelernt und dessen Begeisterung miterlebt. Ich glaube, was den Match so gut macht, ist diese lange Beziehung. Wir kennen uns einfach. Das ist stärker als eine normale Kunden-Lieferanten-Beziehung. Und dann bestellt man nicht einfach einen Stuhl oder einen Tisch – da vermittelt man ganze Ideen.

Gibt es deiner Meinung nach Unterschiede in der Arbeitseinrichtung von Büros und Homeoffices?

Den klassischen Schreibtisch werden wahrscheinlich die wenigsten zu Hause haben, denn das ist eine riesige Arbeitsmaschine. Natürlich gibt es also Unterschiede, die die Leute aktuell im Homeoffice wahrnehmen. Es wäre mal interessant zu sehen, wie das in zwei Jahren aussieht. Rolf Fehlbaum hat mal in seinem Buch Projekt Vitra geschrieben: „Das Leben lässt sich am besten ohne Grenze einrichten.“ Er meinte damit die Grenze zwischen Wohnen und Arbeiten.

Flexible Office Büro Design Offices

Unsere Gesellschaft hat mit der Trennung der beiden Lebensbereiche über Jahre einen Formalismus geschaffen. Vitra hat diesen Formalismus nicht bedient. Wenn man vor 20 Jahren in eines unserer Citizen Offices reingegangen ist, konnte man damals schon Konzepte sehen, wie es sie heute gibt. Das fühlt sich vielfach gar nicht mehr an wie ein Büro.

Ich glaube, die Grenzen und die Disziplinen werden sich auflösen. Und aus dieser Auflösung entstehen neue Produkte oder Verhaltensmuster, die wiederum zu bestimmten Architekturen führen. Das muss dann auch die Architektur lernen. Im Wohnbau war bei vielen das Homeoffice bisher nicht vorgesehen. Das wird sich ändern. Und damit ändert sich sicher auch die Idee von Design Offices.

Sicher, da treten in Zukunft Themen wie Networking und Begegnungen stärker in den Fokus.

Ihr seid heute schon eine physische Business Plattform, die auf das Thema einzahlt. Euer Asset ist die Begegnung, für die ihr die richtigen Räume habt.

Ihr bedient alle unterschiedlichen Dimensionen der Begegnung – unabhängig von der Größe, der Anzahl an Menschen, den Intimitätssphären von sehr förmlichen Veranstaltungen bis zum großen Townhall-Event. Es ist davon auszugehen, dass Firmen sich solche Locations in ihren eigenen Niederlassungen gar nicht leisten können und wollen. Und das müssen sie auch nicht. Denn sie können es ja mieten, solange es im urbanen Raum ein solches Angebot gibt.

Work Lab bei Design Offices

Das spannt den Bogen natürlich sehr weit, aber da passt Design Offices gut rein.

Wahrscheinlich sprechen wir hier auch bald gar nicht mehr von der Future of Work, sondern betrachten die ganze Stadt. Das haben wir total verlernt. Wir verstehen die Sachen nicht mehr, weil wir den Bogen nicht mehr weit genug spannen. Wir müssen Arbeiten in einem erweiterten Horizont denken. Wenn wir den Firmen- und Unternehmenskontext verlassen und uns dem gesamten städtischen Ökosystem zuwenden, ist euer Mehrwert klar erkennbar.

Tipps zum Weiterlesen:

Wolf Lotter (Co-Gründer von Brand.Eins): „Zusammenhänge

„Dieses Buch beschreibt genau das, was wir wieder lernen müssen: Den Bogen weiter zu spannen, um Zusammenhänge und damit die Welt besser zu verstehen.“

Die Zeit Spezial – Arbeit: „Mein Job. Mein Leben.“

„130 Seiten voll mit dem Thema Zukunft der Arbeit. Weltklasse. Nicht nur, weil da ein Interview von mir drin ist."

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Fotos von Raphael Gielgen: © Vitra


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